Einführung
Das Interieur der Land Rover Serie 3 und des Defender ist bis zum Baujahr 2007 eher zweckmäßig und schlicht gehalten. Diese Reduziertheit lässt viel Raum für individuelle Anpassungen und Ergänzungen, sowohl in Hinsicht auf die Optik wie auch die Funktionalität des Innenraumes. Der einfache Aufbau des Innenraumes begünstigt dabei die Umarbeitung und das Einbringen neuer Aspekte.
Die Gestaltung des Interieurs erstreckt sich immer über verschiedene Ebenen. Von der Material- und Farbwahl, über die Funktionalität und Aufteilung der einzelnen Elemente bis hin zur Fertigung und Montierbarkeit aller Bestandteile ergeben sich verschiedene zusammenhängende Anforderungen.
Unser ganzheitlicher Ansatz auf Basis einer 3D Planung des Fahrzeuges ermöglicht es, eine Vielzahl verschiedener Designs und Funktionen effizient zu erproben ohne wertvolle Ressourcen für Prototypen und Fehlversuche zu verschwenden. Die reale Haptik und Textur der Materialien wird dabei durch Stoff- und Farbmuster immer berücksichtigt.
Die Entwicklung und Fertigung eines Interieurs erstreckt sich über 5 Phasen.
- Referenzen und Konzeptionierung
- Abstimmen und Gestaltung der Grundelemente
- Feintuning im 3D Modell
- Fertigung
- Montage
In diesem Artikel werden die Phasen 1 bis 3 beleuchtet.
1. Referenzen und Konzeptionierung des Interieur
Als Basis für die Entwicklung eines Serie 3 oder Defender Interieurs können verschiedene Startpunkte dienen. Möglich ist es sich auf Fotos bereits gebauter Fahrzeuge zu stützen oder sich beispielsweise an einer Sitzgruppe eines etablierten Herstellers zu orientieren und diese als Basis für die Entwicklung weiterer Elemente zu verwenden.
In unserem Beispiel ist letzteres der Fall. Die Oxford Tan Sitzgruppe in klassischer Längsabnähung (classic flute) dient als Startpunkt für die Ausarbeitung eines homogenen Interieurs. Viele Hersteller bieten den Versand des Ausgangsmaterials auch als Meterware an, um die übrigen Abschnitte des Armaturenbrettes oder eigene Elemente mit dem exakt passenden Material zu überziehen.
In unserem Fall soll die gesamte Innenausstattung aus dem gleichen Material hergestellt und in der selben Formsprache gehalten werden.
Die Gesamtplanung sieht folgende Abschnitte für die Innenausstattung vor:
- 2 x Frontsitze
- 1 x CubbyBox XL
- 1 x Armaturenbrett Oberteil bezogen (Einzelanfertigung)
- 1 x Armaturenbrett Unterteil bezogen (Einzelanfertigung)
- 1 x Armaturenbrett Ecke Wischermotor bezogen (Einzelanfertigung)
- 2 x Doppelsitzbank Heck
- 2 x Tür Innenverkleidung Seitentür (Einzelanfertigung)
- 2 x Sonnenblenden (Einzelanfertigung)
- 1 x Schaltkulisse Faltenbalg (Einzelanfertigung)
Für die spätere Erscheinung ist es wichtig, dass im folgenden Schritt alle Elemente, zugekaufte wie auch in Einzelanfertigung hergestellte, perfekt in allen Aspekten aufeinander abgestimmt sind.
2. Abstimmung und Gestaltung der Grundelemente
Besteht bereits eine Form und Farbsprache wie etwa in diesem Fall mit einer zugekauften Sitzgruppe, orientieren sich idealerweise auch die übrigen Teile des Interieurs an diesem Design. Beispielhaft wird hier die Gestaltung der Türinnenverkleidung genauer erläutert.
Als erstes werde die exakten Abmessungen der Grundplatte unter Berücksichtigung der vorhandenen Türgeometrie, dem späteren Materialauftrag beim Beziehen und den nötigen Öffnungen für Funktionsabschnitte wie etwa Türgriffe, Türanschlag, Scharniere etc. definiert. Mittels CAD Software wird die Kontur zum Zuschneiden einer Hartfaserplatte (meist 4-6 mm) als .svg oder .dxf abgeleitet. Diese Formate können von CNC Systemen in eine saubere Schnittkontur übersetz werden. Die Kontur der Grundplatte dient zudem zum Skizzieren erster Ideen für die Aufteilung und Gestaltung der Verkleidung.
Nachdem die Basis zur Gestaltung der Türverkleidung für die Serie 3 geschaffen ist, können verschiedene Aufteilungen erprobt werden. Dabei ist nichts effizienter als einige schnelle Skizzen mit Markern. Auf diese Weise können verschiedene Aufteilungen, Nähte und Anordnung von Staufächern oder Ähnlichem visualisiert werden.
3. Feintunig im 3D Modell
Die Ergebnisse der Konzeptionierungsphase werden zur Abstimmung des Gesamtbildes in das 3D Modell zurückgespielt. Hier können alle Aspekte hinsichtlich der Geometrie, Abmessungen und Aufteilungen sowie mögliche Kollisionen mit anderen Teilen des Fahrzeuges etc. bewertet werden.
Durch das Abbilden aller Aspekte bekommt man einen realitätsnahen Eindruck wie das Interieur im späteren Fahrzeug wirken wird und wie harmonisch alle Bestandteile zueinander stehen.
Für die abschließende Bewertung des Design kann nun das Gesamtmodell herangezogen werden. Wenn alles passt und das Ergebnis die Vorstellungen trifft, können die einzelnen Bauteile in der Sattlerei entsprechend den ausgearbeiteten Vorgaben bezogen werden. Im zweiten Teil widmen wir uns der Fertigung und Umarbeitung der Einzelteile und zeigen wie diese montiert werden.