Abwägungen vor der Aufarbeitung des Rahmens:
Es gibt viele Varianten zu Versuchen einen Fahrzeugrahmen für die Zukunft zu konservieren. Die Möglichkeiten reichen vom "Überpinseln" des Rahmens mit Unterbodenschutz bis zur vollständigen Demontage samt Entrosten und Verzinken. Wenn Zeit und Geld keine Rolle spielen, demontiert man das Fahrzeug vollständig und ersetzt die tragenden Strukturen durch einen neuen vollverzinkten und pulverbeschichteten Rahmen samt Hohlraumkonservierung. Bei der Projektplanung gilt es daher immer abzuwägen wieviel Aufwand für welchen Aspekt betrieben werden soll und wie sich diese Position in das Gesamtbudget fügt. Ein wichtiger Punkt zur Beurteilung ist zudem der Zustand des Rahmens bei Projektbeginn.
Im Fall dieses Defender 90 ExMod war dieser Zustand außergewöhnlich gut. Der Rost beschränkte sich auf oberflächlichen Flugrost, welcher die Struktur noch nicht nennenswert beeinträchtigt hat. Aus diesem Grund entschieden wir uns dazu die Strukturen mechanisch grob zu entrosten und mit einer Fertan-Behandlung den übrigen Rost "umzuwandeln". Der daraufhin aufgetragene Lackaufbau aus Grundierung und Deckschicht versiegelt die Oberfläche und schützt vor neuen Beschädigungen.
Diese Variante stellt im Kontext der Elektrifizierung als Nutzfahrzeug einen guten Kompromiss hinsichtlich Kosten und Nutzen dar.
Vorbereitungen:
Im vorherigen Arbeitsschritt wurde der Motor samt Kühlerfront sowie Dieseltank und das Getriebe entfernt. Die Quertraverse unter dem Getriebe ist zu diesem Zeitpunkt ebenso bereits demontiert. Durch diese Vorkehrungen sind auch verwinkelte Stellen des Rahmens gut erreichbar und eine umfassende Bearbeitung der Strukturen möglich. Die Rahmen und Unterbodenwäsche mittels Hochdruckreiniger entfernt den groben Schmutz und lockere Öl- und Fettablagerungen. Hartnäckigere Verschmutzungen werden mittels eines speziellen Reinigers beziehungsweise während des Schleifvorganges entfernt. Eine angemessene Trocknungszeit und die Verwendung von Drucklufttrocknung für Hohl- und Zwischenräume bereitet die Oberfläche für die weitere Behandlung ideal vor.
Rostumwandlung:
Als Rostumwandler setzen wir auf Fertan. Diese dickflüssige dunkle Substanz auf Wasserbasis wandelt den noch vorhandenen Rost in eine nicht weiter reaktive Eisenoxid-Schicht um. Zurück bleibt ein dunkles Pulver auf der bearbeiteten Fläche, welche mit einer Verfärbung von blau/schwarz bis violett einhergeht. Vor der Verwendung des Rostumwandlers muss die Oberfläche fett-, öl- und silikonfrei sein. Der Auftrag muss nicht übermäßig großzügig erfolgen. Eine homogen benetzte Oberfläche (auch in mehreren Gängen) reicht für eine Reaktion aus. Die Einwirkzeit beträgt 24-48 h und ist unter anderem temperaturabhängig. Unter 5 Grad Celsius sollte das Produkt aufgrund der sehr trägen Reaktion nicht mehr verwendet werden.
In unserem Fall haben wir eine Einwirkzeit >48h eingehalten bevor die dunkle Pulverschicht mittels Wasser und eines feuchten Lappens vorsichtig abgewaschen wurde. Aufgetragen wurde der Rostumwandler dabei mit einem Pinsel. Die zurückbleibende Schicht ist hauchdünn und sollte nicht weiter mechanisch (beispielsweise durch Schleifen) bearbeitet werden um eine Beschädigung zu verhindern. Der Rahmen ist nun für die weitere Versiegelung mittels einer Grundierung und nachfolgender Deckschicht bereit.
Lackierung:
Um die Oberfläche nach der Reaktion mit Fertan für die Zukunft zu schützen, muss eine entsprechende Lackierung vorgenommen werden. Als Grundierung verwenden wir Brantho-Korrux "nitrofest". In zwei Gängen mittels Pinsel aufgetragen, bietet es eine ideal und harte Versiegelung der Oberfläche, schirmt die Oxidschicht weiter ab und konserviert die Strukturen auf diese Weise.
Als abschließende Deckschickt kommt Brantho-Korrux "3in1" zum Einsatz. Dieser als Unterboden- und Rahmenschutz konzipierte Anstrich härtet nicht vollständig aus und behält eine gewisse Elastizität um Einwirkungen etwa durch Steinschlag oder leichtes Aufsetzen zu mindern. Auch diese Schicht wird in zwei Gängen mit einem Pinsel aufgetragen.
Bei einem Lackaufbau in mehreren Gängen ist es immer ratsam mit kontrastreichen Schichten zu arbeiten. Hebt sich der aufgetragene Lack vom Untergrund farblich stark ab, kann auch in schattigen und verwinkelten Abschnitten ein guter Auftrag gewährleistet werden. Insbesondere bei entrosteten Flächen ist es wichtig auch poröse und angekratze Abschnitte sauber mit einer dicken Lackschicht zu bedecken.
Ergebnis und Ausblick:
Das Ergebnis der Aufarbeitung ist absolut zufriedenstellend und verspricht viele weitere Jahre haltbare Substanz. Die in mehreren Schichten aufgetragene Lackierung bietet einen guten Langzeitschutz gegen Umwelteinflüsse und leichtere mechanische Beschädigungen. Nachdem die Lackschicht durchgetrocknet ist, erfolgt die Konservierung des Inneren mittels Mike Sanders Korrosionsschutzfett.
Im nächsten Artikel folgt eine Übersicht zum Aufbau und den Leistungsdaten des elektrischen Antriebes.